Julehalmen - Weihnachtsstroh

Julehalmen - Weihnachtsstroh

Das Weihnachtsstroh ist ein sehr alter Brauch, der in Europa weit verbreitet war. Am Weihnachtsabend wurde Stroh auf dem Boden ausgebreitet und alle, die zum Haushalt gehörten, übernachteten darin gemeinsam. Am nächsten Morgen wurde dort auch ein reichhaltiges Frühstück verzehrt. Nach drei Nächten wurde das Stroh hinaus geräumt und die Mägde und Knechte schliefen wieder im Stall.
Begründet wurde der Brauch damit, dass an Weihnachten alle unter einem Dach sein sollten, sie sollten gleichgestellt sein und von der Hausfrau mit Essen und vom Hausherren mit Schnaps und Bier bewirtet werden. Ein anderer Grund war, dass man gemeinsam sicherer war vor den bösen Geistern, die besonders um die Weihnachtszeit herum ihr Unwesen trieben. Gleichzeitig sollte man den unsichtbaren Wesen die Betten zur Verfügung stellen, manchmal sogar das ganze Haus. Diese unsichtbaren Wesen wurden oft als die toten eigenen Vorfahren aufgefasst. Für sie wurde das Haus festlich hergerichtet, die Betten gemacht und der Tisch gedeckt. Die Türen wurden in dieser Zeit nicht verschlossen. Dies alles deutet auf ein sehr altes Totenfest. Zum Teil erfolgte auch eine christliche Umdeutung, nach der beispielsweise Jesus und seine Jünger einkehrten.
Zu den nicht sehr zahlreichen Überlieferungen gehört, dass Träume, die im Julstroh geträumt wurden, in Erfüllung gehen sollten und mit Hilfe der liegen gebliebenen Körnern orakelte man, wie die nächste Ernte ausfallen würde. Dem Julstroh selbst wurde eine gute Wirkung auf Tier und Mensch nachgesagt.
Von den einst üblichen Spielen im Julstroh ist nur noch wenig überliefert. Sie wurden verboten, als der Pietismus zur dominierenden Reformbewegung innerhalb des Protestantismus wurde. Manche Bräuche, die ursprünglich mit dem Julstroh verwandt waren, überlebten länger als das Julstroh selbst, z. B. die Sitte, zu Weihnachten das Bettstroh zu wechseln oder die Betten besonders herzurichten. 
In jüngerer Zeit wurde das Weihnachtsstroh häufig durch gehackte Nadelholzzweige, hauptsächlich Wacholder, abgelöst. Ihm wurde die gleiche beschützende Kraft nachgesagt. Die Streusitten stammen vermutlich aus einer Zeit, als man noch mit den Tieren unter einem Dach lebte, was in Skandinavien in der Eisenzeit weit verbreitet war. 

Quelle: Lily Weiser-Aall, "Julehalmen i Norge", Småskrifter fra norsk etnologisk gransking, utgitt av Norsk folkemuseum, Oslo 1953

Ein ausführlicher Artikel von Lily Weiser-Aall zu diesem Thema in deutscher Sprache findet sich hier beim schweizerischen Archiv für Volkskunde:
http://doi.org/10.5169/seals-114909




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