Julenek – die Weihnachtsgarbe

Julenek – die Weihnachtsgarbe


(auch bekannt als fuglenek, kornband, kornbånd)

Ein Julenek wurde zu Weihnachten für die Vögel aufgestellt. Er sollte groß sein und nur aus bestem Korn bestehen, einigen Aufzeichnungen nach sollte es das letzte Getreide sein, welches im Herbst geerntet wurde.
Der Ursprung dieses Brauches ist unsicher. Den ersten schriftlichen Nachweis findet man bei Erik Pontoppidan in  Norges Naturlige Historie (1753), aber der Brauch ist sowohl in Norwegen wie in Schweden älter.
Im 17. Jahrhundert wurde dieser Brauch von Seiten der Priester als heidnisch verdammt. Diese Reaktion führte zu Spekulationen, es könne sich um eine Tradition aus vorchristlicher Zeit handeln, bei der es sich ursprünglich um ein Winteropfer handele. Ältere Forschungen sprechen von einem Opfer an Odin oder Fruchtbarkeitsdämonen, aber es finden sich keine direkten Belege für eine solche Theorie.
Eilert Sundt ist der Meinung, dass der Julenek vor Einführung des Christentums dem Schutz vor bösen Mächten diente, auf die gleiche Weise wie Feuer, Licht, verbranntes Brot, grünes Laub und Zweige. Es wurde auch über ein Opfer an eine Vegetationsgottheit gemutmaßt oder ein Hilfsmittel, um einen heidnischen Korngeist am Leben zu erhalten, repräsentiert durch die Sperlinge.
Später wurde der Brauch erklärt als eine Form magischer Bestechung der Schaden zufügenden Vögel, um diese daran zu hindern, die Ernte des nächsten Jahres zu zerstören.
Ebenso gut lässt sich aber auch vermuten, dass schlicht jeder – Menschen, Tiere, darunter Vögel – zu Weihnachten eine kleine Gabe bekommen sollte.
Es gab feste Regeln, wie und wann so ein Julenek aufgestellt werden sollte, allerdings variieren diese von Ort zu Ort. Es sollte zu einem bestimmten Zeitpunkt geschehen, entweder, wenn es morgens hell wurde, genau um 12 Uhr, vor dem Mittag, wenn die Dämmerung herein brach oder bevor Weihnachten „eingeläutet wurde“. Der Julenek sollte am oberen Ende einer Stange oder in einer Baumkrone angebracht werden, so dass er sowohl für Vögel wie für die Menschen gut sichtbar sei. Es war wichtig, den Julenek zur rechten Zeit zu errichten und dann zu beobachten, welche Arten von Vögeln ihn aufsuchten und wie diese sich benahmen.
Um Weihnachten herum maß man allen Arten von Vorhersagen besondere Bedeutung zu. Wenn Spatzen, Dompfaffen und Kohlmeisen sich eifrig am Julenek bedienten, wurde es ein gutes Kornjahr. Kamen jedoch nur einige Vögel, die wenig fraßen, wurde es ein übles Jahr mit schlechter Ernte im Herbst. Kamen zuerst die großen Vögel, war das auch ein schlechtes Vorzeichen und jemand passte auf, um sie fort zu jagen, bevor sie landen konnten. Kam ein Spatz an den Julenek, bevor er aufgestellt war oder war das Korn aus den Ähren gefallen, war dies ein Zeichen für einen Todesfall in der Familie.
Gewöhnlich blieb der Julenek bis weit in den Winter hinein stehen – so lange der Schnee lag, bis er nicht mehr von Vögeln aufgesucht wurde oder bis zum Osterfest.

Im Gegensatz zu anderen ländlichen Weihnachtstraditionen hat der Brauch des Julenek bis heute überlebt und ist heute in Stadt und Land gleichermaßen verbreitet. Der Julenek wurde früh ein fester Bestandteil des romantischen Weihnachtsbildes, welches norwegische Maler und Zeichner ab Mitte des 18. Jahrhunderts erschufen.

Quelle: Julenek. (2016, 7. desember). I Store norske leksikon. Hentet 13. januar 2018 fra https://snl.no/julenek. Autorin: Ina Louise Stovner

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