Volksglauben im Ostseeraum

Beim Stöbern in alten Dateien fand ich ein alte Seminararbeit, die thematisch in diese Rubrik passt:


Volksglauben im Ostseeraum



„Unter Volksglauben wird die Gesamtheit dessen, was die Mehrheit der Bevölkerung  über eine Welt jenseits der Alltagserfahrung imaginiert, verstanden. Der Volksglauben umfasst religiösen Glauben im modernen Sinn ebenso wie Schicksalsglauben, Geisterglauben, Glauben an die Wirksamkeit von Magie. Als integrale Bestandteile dieses Glaubens werden die Handlungen betrachtet, die sich aus ihm unmittelbar ergeben.“1
Somit bildet der Begriff Volksglauben bei J. Dillinger einen Oberbegriff für die Begriffe Magie und Religion. Beide Begriffe differenziert er folgendermaßen:
Religion wird in institutionalisierten Glaubensgemeinschaften ausgeübt und tradiert. Es werden verbindliche Aussagen und feste Regeln kreiert und von Institutionen fixiert und durchgesetzt. Die Magie dagegen kennt keine Institutionen und abstrakten Glaubenssätze.
„Unter Magie wird jedes System von Vorstellungen und Verhaltensweisen verstanden, das darauf abzielt, die sichtbare, im Alltag erlebbare Welt mit einem Raum außerhalb dieser Welt in Beziehung zu setzen.“ Dieser Raum wird als Sphäre von Geistern gedacht. Magie ist auf informelles Brauchtum oder Geheimlehren angewiesen und wird von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen ausgeübt.
„Der Volksglaubensbegriff ist notwendig unscharf, da er ein umfangreiches, kollektiv und individuell wandelbares, heterogenes Phänomen bezeichnen soll.“2
Neben der Gelehrtenmagie, welche von einer kleinen, elitären, gebildeten Minderheit ausgeführt  wurde, gab es in einem weitaus größeren Maße die volkstümliche Magie. Sie gehörte für viele zum Alltag und war in der Regel für die Mehrheit der Bevölkerung leicht verfügbar. Es gab aber auch besonders begabte Magier, die lokal anerkannt und geachtet waren und der Bevölkerung als Dienstleister zur Verfügung standen.
Die Volksmagie war vielschichtig und durchdrang alle Lebensbereiche, wie z.B. das Erwerbsleben, Gesundheit, Ehe und Familie.
Beispielsweise unterschied man gute und weniger gute Zeiten für bestimmte Vorhaben.
Ein großer Teil der Praktiken gehörte zum Bereich der Seher- und Wahrsagekunst. Mit Hilfe von Orakeln wurde über die Zukunft ausgesagt und von großer Bedeutung waren gerade für die bäuerliche Gesellschaft Wettervorhersagen.
In der Volksmedizin wurden Heilmittel mit Heilzaubern verbunden, die Heilmagie sollte ebenso die Gesundheit des Viehs schützen.
Einen weiteren großen Bereich nahmen die Abwehrzauber ein, mit deren Hilfe ungünstige äußere Einflüsse ferngehalten werden sollten. Diese Abwehrzauber richteten sich auch gegen Hexerei, der Schadenszauber sollte mit einem Gegenzauber unschädlich gemacht werden.
Unerwünschtes wurde durch Bannzauber ferngehalten und Schutzzauber wurden angewandt in Lebensphasen mit höherer Gefährdung, beispielsweise bei der Geburt eines Kindes.
Magische Zeichen wie das Pentagramm und Amulette verschiedenster Art boten passiven Schutz.
Schnellen Schutz oder Heilung sollten Segenssprüche gewährleisten, wobei sich Gebete und Zaubersprüche nicht unterscheiden lassen. Überhaupt waren christliches Gebet und christliche Symbolik in der Volksmagie üblich. Die Bevölkerung passte die Religion ihrem Glauben an und integrierte Elemente davon, man sah darin keinen Widerspruch. Die Geistlichen vor Ort akzeptierten und unterstützten in der Regel die kirchlich geprägte Magie, dies wurde von der Bevölkerung auch erwartet, die Akzeptanz eines Pfarrers konnte davon abhängen.
Gerade die Praktiken der katholischen Kirche standen der Volksmagie sehr nahe, die kirchliche Magie war Teil ihrer Identität und ihrer ökonomischen Existenz. Daher griffen die kirchlichen Disziplinierungsmaßnahmen in der katholischen Kirche weitaus später als in den reformatorischen Kirchen. 
Ein weiterer großer Bereich war im Volksglauben der Glaube an Natur-, Haus- und Totengeister. Viele dieser Wesen hatten eine Bedeutung für die dörfliche Ordnung und Ökonomie. Der Hausgeisterglaube konnte disziplinarischen Charakter haben, denn die Geschichten über Hausgeister formulierten erwünschtes Verhalten.
Auch die Vorstellungen über Wechselbälger gehören in diesen Bereich, die Forschung deutete sie als behinderte Kinder.
Ebenfalls disziplinierenden Charakter  hatte der Glaube an Totengeister. Man nahm an, dass sie keine Ruhe fanden, weil sie noch eine Aufgabe zu erfüllen hätten. Die Schilderung dieser Aufgabe vermittelte gutes und richtiges Verhalten, wie z.B. die Wiedergutmachung von Unrecht.
Johannes Dillinger zählt auch die Dämonologie zu einer Form des Geisterglaubens. Dies war  die theologische Lehre von Satan und den gefallenen Engeln. Satan war nicht der Widersacher Gottes, sondern seine Aufgabe bestand darin, den Glauben der Menschen zu prüfen.

2. Der Volksglauben im Ostseeraum
2.1 Skandinavien
Heutzutage lässt sich nicht mehr von einer Religion der Germanen, sondern wohl von den Religionen der germanischen Stämme reden, die keine gemeinsame, irgendwie festgehaltene Basis haben, sondern auf ihren weitreichenden Wanderungen und den vielfältigen ethnischen Durchmischungen mit anderen Völkern enormen Einflüssen und Wandlungen ausgesetzt waren, sagt Rudolf Simek. Auch spielt wohl die ständige Berührung und Auseinandersetzung mit dem Christentum eine größere Rolle als bisher angenommen.
Die Götterwelt war vielschichtig, wenig strukturiert und personalisiert und konnte regional und sogar persönlich differieren.
Bereits um 700 gab es Versuche des Missions-Erzbischofs Willibrord, den damaligen Dänenkönig zu missionieren, unter Karl dem Großen unterblieben weitere Versuche und erst Ludwig der Fromme nahm die Mission wieder auf. Über längere Zeit stellte sich aber kein deutlicher Erfolg ein. 965 ließ sich dann Harald Blauzahn samt seiner Gefolgschaft taufen und Sven Gabelbart ließ englische Missionare ins Land kommen. Der dänische Klerus setzte sich zunehmend aus Einheimischen zusammen und bald missionierte die dänische Kirche selbst.
In Norwegen widersetzte sich Håkon Sigurdsson 985 einem königlichen Befehl zur Missionierung Norwegens, hielt an dem alten Glauben fest und konnte auch eine daraufhin erfolgende Strafexpedition Harald Blauzahns abwehren.
995 kehrte Olaf Tryggvason, der sich in England bereits hatte taufen lassen, nach Norwegen zurück und begann eine erneute Missionierung an der norwegischen Westküste. Der aus England zurückgekehrte Olav der Heilige vollendete die Christianisierung, 1016 wurde er als König akzeptiert und legte nun die Grundzüge für eine norwegische Kirchenverfassung fest.
Begleitet wurde dies von großen sozialen Veränderungen in einer relativ kurzen Zeitspanne. Da es unwahrscheinlich ist, dass sich die Menschen innerhalb kurzer Zeit vom alten Glauben lossagten, zumal von den wenigen Bischofssitzen aus sicher längst nicht alle Menschen erreicht wurden und auch die Mischung von heidnischen und christlichen Grabbeigaben darauf hinweist, kann man davon ausgehen, dass es eine lange Zeit des Synkretismus gab.
Die ersten Kontakte der Schweden mit dem Christentum erfolgten auf den Wikingerzügen, man traf einerseits in Byzanz und im slawischen Missionsgebiet auf die griechisch-orthodoxe Kirche und auf der anderen Seite kam man in Kontakt mit den bereits christianisierten Angelsachsen und Franken. Erste erfolglose Missionierungsversuche gab es bereits im 9. Jahrhundert, aber auch in den folgenden Jahrhunderten gelang es kaum, den christlichen Glauben durchzusetzen. Es wurde hauptsächlich die Oberschicht missioniert, die Christianisierung sollte sich dann von oben nach unten durchsetzen. Die Zunahme des Christentums führte dazu, dass sich nun auch die Anhänger des alten Glaubens gezwungen sahen, sich offensiver zu ihrem Glauben zu bekennen, daher nahm die Darstellung von Glaubenssymbolen wie dem Thorshammer deutlich zu.
Nach dem Aufbau einer kirchlichen Organisation im 12. Jahrhundert konnte sich die Kirche in der Folgezeit stabilisieren. Dass der Übergang der Bevölkerung zum Christentum in der Mitte des 13. Jahrhunderts noch nicht abgeschlossen war, zeigen Opfer- und andere Verbote im Upplandslagen und im Gutalagen, welche heidnische Riten und Stätten betrafen. 

2.2 Finnland
Die Struktur der finnischen Volksreligionen
Die Struktur der finnischen Kosmologie ist ähnlich der benachbarten Volkskulturen. Das bewohnte Gebiet wurde als Insel angesehen, umgeben von einem Strom, welcher auch als die Grenze der Welt der Lebenden zur Welt der Toten war. In vertikaler Sicht war die Welt in obere Welt, mittlere Welt und Unterwelt gegliedert, welche vom „Weltenbaum“, „Weltpfeiler“ oder „Weltberg“ im Zentrum zusammengeschlossen wurden. Dessen Spitze ist am Polarstern befestigt, um den der Himmel kreist.
Eine wesentliche religiöse Sitte der finnischen Volksreligion ist die Verehrung der verstorbenen Verwandten, allerdings nicht der Toten an sich, sondern der besonders Verehrungswürdigen. Es war die heilige Pflicht der Nachkommen, ihre Werke fortzuführen und ihre Wünsche zu erfüllen, die Verstorbenen waren die Wächter der Moral und Sitten und hielten die Ordnung aufrecht. Dieses Brauchtum war die Basis des sozialen Lebens der Finnen. Die Familie galt, egal ob die Mitglieder auf oder unter der Erde lebten, als Einheit. Dementsprechend waren die Begräbnissitten „Riten der Trennung, des Übergangs und der Eingliederung in die Gesamtheit der Familien-Toten.“ (S. 182)
Die Toten hatten eine doppelte Funktion, sie sollten einerseits die Familien beschützen, andererseits fürchtete man aber auch ihre Strafe bei Vernachlässigung der Riten oder unsittlichem Verhalten. Zur Verehrung der Toten wurde ihnen ein Anteil an der jährlichen Ernte geopfert.
Unter den Toten bildeten die „sijattomat sielut“, (arme Seelen), die auf Grund von unzulänglich oder fehlenden Begräbnisriten keinerlei Stellung in der Gemeinschaft der Toten besaßen und zu Hause umherirrten, eine besondere Gruppe.
Von Bischof Isak Rothovius, welcher 1640 die Universität Turku gründete, stammt die erste Beschreibung eines finnischen Bärenfestes:
„Es heißt, dass sie, wenn sie einen Bären getötet haben, ein Fest veranstalten, dabei aus dem Schädel des Bären trinken und sein Brummen nachahmen, um sich auf diese Weise in Zukunft erfolgreiche Jagd und reiche Beute zu sichern.“
Strukturell haben die Jagdriten Ähnlichkeit mit dem Totenkult.
Die finnische Mythologie kennt keine Hierarchie der Gottheiten. Ein Himmelsgott ist Ukko, in erster Linie ist er der Gott des Donners, des Regens und Sturms, er wurde aber auch in schwierigen Situationen wie der Geburt eines Kindes oder bei Heilungen angerufen. Seine Frau war Rauni. Zu Ehren Kekris wurde ein Erntefest gefeiert, ein weiterer Gott war Ilmarinen, der Frieden und Wetter bestimmte.
Der finnische Volksglauben kennt viele männliche und weibliche Schutzgeister, die haltijas heißen. Jeder Schutzgeist besitzt eine eigene spezifizierte Rolle und einen eigenen Herrschaftsbereich, für den er die Verantwortung trägt.
Dies setzte sich mit dem katholischen Heiligenkalender fort, die Heiligen traten in das ehemalige System der Schutzgeister ein.
Wie auch bei den Letten gelangte das Christentum von zwei Seiten nach Finnland. Die orthodoxe Kirche missionierte unter den Kareliern, aber die griechisch-orthodoxe Tradition glich sich der Volksreligion der Karelier an und bildete mit dieser eine Symbiose, welche zur westlichen Form des Christentums ganz im Gegensatz stand.
Neben Russland hatte auch Schweden politische, wirtschaftliche und religiöse Interessen in Finnland. Als die Kreuzzugsbegeisterung den Norden erreichte, nutzte auch König Jedwardsson von Schweden die Möglichkeit zu einem ersten Kreuzzug nach Finnland 1155. Da die Kirche Abgaben verlangte, blieben die Finnen dem neuen Glauben gegenüber skeptisch. 1187 empfahl der Pabst dem schwedischen König schließlich, Finnland zu besetzen und die Heiden zum Christentum zu zwingen. Karelien war mit Nowgorod verbündet und Tavastland war noch unabhängig, damit wurde es zum Ziel des zweiten Kreuzzuges 1249 unter König Eriksson und Jarl Birger. Der größte Teil Finnlands gehörte nun zu Schweden, bis auf Karelien. Dies änderte sich mit dem dritten Kreuzzug von 1293-95, in welchem Schweden Westkarelien eroberte, die Teilung Kareliens wurde endgültig 1323 besiegelt. 1329 gründete Nowgorod  im Ladogasee das Kloster Valamo, um den orthodoxen Glauben auf seiner Seite zu stärken.

Wie Olaus Magnus, der als Ablasshändler und Prediger in den Jahren 1518 und 1519 in den Norden reiste, das religiöse Leben dort wahrnahm, erzählt er in der „Beschreibung der Völker des Nordens“. Besonders im 3. Buch, der „Warhafftigen Beschreibung von erschröcklicher Abgötterei und Verehrung der Teuffel, so die mitnächtige Völcker treiben“, erfahren wir einiges über das religiöse Brauchtum jener Zeit. Die Anbetung von Mond und Sonne werden erwähnt, ebenso die Verehrung des Tiers, welches man morgens als erstes sieht und Tieropfer. Bei Gewitter schoss man Pfeile in den Himmel und schlug mit Hämmern, um seinen Göttern, die man im Kampf wähnte, beizustehen. Vor kriegerischen Handlungen wurden Pferde geopfert, welche mit aufgesperrten Mäulern vor der Schlachtordnung hergetragen wurden und nach der Schlacht wurde wiederum geopfert. Man glaubte Geister und Gespenster und kannte Hexen und Zauberinnen. Finnische Schwarzkünstler und Zauberer verkauften sogar den Wind, gebrauchten ihren Zauber aber angeblich nicht mehr, wenn sie christianisiert worden waren. Überhaupt spielte Zauberei eine große Rolle.
Außerdem berichtet die „Beschreibung der Völker“ über den Glauben der Verwandlung von Menschen in Wölfe und allerlei Merkwürdiges über Vögel. Die Bauern beurteilten z.B. an der Höhe der Nester, ob sie eher in der Höhe als in den Tälern säen sollten und wenn die Vögel ein Nest in einem Haus verließen, nahm man an, dass dieses bald einstürzen würde.

2.3 Das Baltikum
Das Christentum bedeutete für die Länder des Ostbaltikums eine neue geistliche Strömung. Die römisch-katholische Kirche kam aus Richtung Westen mit skandinavischen und später auch deutschen Missionaren, während die orthodoxe Kirche aus Richtung Osten kam, um unter dem Vorwand der Bekehrung der Heiden neue Länder zu erobern.
Lettland
Tausend Jahre nach der Christianisierung Westeuropas und zwei bis drei Jahrhunderte nach der Christianisierung Nordeuropas wurden im Lettland des 9. bis 12. Jahrhunderts noch heidnische Traditionen gepflegt.
Bei Ausgrabungen auf drei Burgbergen fanden sich neben christlichen Symbolen wie Kruzifixen, Engelsfiguren und glasierten Toneiern, welche als Symbole des orthodoxen Glaubens gelten, eine viel größere Anzahl von heidnischen Kultgegenständen.
Bis ins 15. Jahrhundert hinein wurden Anhänger getragen, die Pferd und Reiter abbildeten, man fand plastische Pferdchen aus Bronze und flache stilisierte Pferdchen, die auch als Anhänger getragen wurden.
Eine weitere große Gruppe von Anhängern sind Nachbildungen von Vögeln. Die vogelartigen Anhänger wie auch die aus verschiedenen Knochen hergestellten Amulette hängen mit Vogel- und Tierkulten zusammen. Neben einer großen Zahl von Anhängern aus Vogelknochen, besonders von Hähnen, finden sich Biberknochen, Bärenklauen und durchbohrte Zähne von Bären, Wildschweinen und Wölfen. Die Bären- und Biberkulte sind seit der Steinzeit belegt. Der Bärenkult ist auch in Finnland bekannt.
Die Vogelkulte weisen unterschiedliche Ausprägungen auf. Während die Finnen den Kult des Wasservogels hatten, war das Opfertier der Balten der Hahn. In der Livländischen Chronik von Heinrich ist erwähnt, dass die Liven im Jahre 1212 zu Ehren der heidnischen Götter Hunde und Böcke opferten.
Sehr verbreitet sind Axtdarstellungen im archäologischen Material. Sie wurden als Anhänger getragen, aber auch als Kultgegenstand hergestellt. Die Form ähnelt häufig der der skandinavischen Thorshämmer. Guntis Zemītis vermutet eine inhaltliche Verwandtschaft mit dem als Himmelsschmied dargestellten indoeuropäischen Gott Pērkons (lett.), Perkūnas (lit.), Perun (slaw.) und Thor (skand.). Diese Kulte stehen in Zusammenhang mit dem Sonnenkult. Der Prager Missionar Jeronym schrieb 1431, dass die Litauer einen riesigen Eisenhammer verehrten, mit dem die Sonne aus der Knechtschaft befreit werden kann.

Ēwalds Mugurēvičs unterscheidet drei Phasen, die sich zum Teil unterscheiden, aber auch beeinflussen, da die Missionare aus verschiedenen Ländern und Konfessionen kamen. In der ersten Phase treten die Skandinavier im westlichen Teil Lettlands auf, dort errichten dänische Kaufleute eine römisch-katholische Kirche. Adam von Bremen berichtet über diese Ereignisse in Kurland. 
In der zweiten Phase fand der griechisch-orthodoxe Glauben Eingang in Lettland, da die Liven und Lettgallen in Tributpflicht an die altrussischen Fürsten gerieten.
Die dritte Phase beginnt mit dem Wirken der deutschen katholischen Missionare im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts. Da die Versuche, die Liven zu missionieren, scheiterten, begann man den Glauben mit Gewalt durchzusetzen, er wurden Kreuzzüge gegen das Heidentum, aber auch gegen den Einfluss der orthodoxen Kirche durchgeführt.3

Vom Ende des 12. Jahrhunderts bis zur zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nahmen die Liven, Lettgallen, Selen und Semgallen, die im Gebiet des heutigen Lettlands lebten, den christlichen Glauben an. Dieser setzte sich am schnellsten in den Städten und der Umgebung großer Handwerks- und Handelszentren durch, während die alten heidnischen Traditionen in den abgelegenen Gegenden am längsten beibehalten wurden. Aber auch dort gab es Veränderungen. Der neue Glaube und die alten Traditionen existierten manchmal längere Zeit nebeneinander.
Archäologen haben nachgewiesen, dass kleine Kreuzanhänger, ähnlich den in Altrussland verbreiteten Stücken, schon seit dem 11. Jahrhundert getragen wurden, allerdings größtenteils als Schmuck, zusammen mit Glasperlen, Kaurimuscheln und anderen heidnischen Amuletten. Zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert kamen neue Typen der Kreuzanhänger auf, die man vermutlich mit der katholischen Kirche verbinden kann. Das gesamte 13. Jahrhundert hindurch trug die ortsansässige Bevölkerung als Schmuck sowohl christliche Symbole als auch heidnische Anhänger?, allerdings verringert sich die Zahl und Vielfalt der letzteren? nach und nach. Die Tradition der Verwendung von Kaurimuscheln hält sich am längsten und verweist auf den Schlangenkult. (Caune / Mugurēvičs)
Neben der Tragweise von Schmuck ändern sich auch die Bestattungssitten. Rituale und Zeremonien der katholischen Kirche wurden übernommen, wogegen es verboten war, die Verstorbenen zu verbrennen, den heidnischen Riten entsprechend zu bestatten, sowie die im Leben benutzten Dinge und Waffen ins Grab mitzugeben und Opferrituale und ähnliche Sitten durchzuführen. In den Städten und Zentren wurden die Friedhöfe nur bei den Kirchen eingerichtet, in entlegenen Orten hat man jedoch neben neuen Bestattungsplätzen auch noch die alten Gräberfelder weiterbenutzt. Dort, wo sich der christliche Glauben noch nicht so sehr durchsetzen konnte, wurden zum Teil bis ins 15. Jahrhundert hinein die alten Bestattungsriten ausgeübt. Aber die Beigaben werden deutlich weniger, die Sitte, Waffen mitzugeben, verschwindet allmählich, das Grabinventar besteht aber ebenso wie früher aus Amuletten, Werkzeugen und anderen Beigaben.
Während mit dem Christentum die genagelten Holzsärge aufkamen, erhielt sich in den entlegenen Gebieten der Brauch, die Verstorbenen in Särgen aus ausgehöhlten Baumstämmen, manche auch ohne Sarg, zu bestatten.
In einigen Gräbern wurde unter den Verstorbenen Holzkohle gefunden, dies ist eine alte Sitte, dem Toten das Lager zu erwärmen, welche schon vor dem Aufkommen des Christentums bekannt war. Man nimmt an, dass sich diese heidnische Sitte später mit dem Kult des heiligen Laurentius vermischte, er ist der Patron des Feuers und Beschützer in Feuersnot.
Auch Speisen wurden mit ins Grab gegeben.
Im Unterschied zu den heidnischen Gräbern sind die christlichen meist beigabenlos und wenn sie Beigaben enthalten, dann sind sie von anderer Art. Es finden sich selten Waffen, dagegen nehmen Münzen als Beigabe eine wichtige Rolle ein. Aber auch diese Sitte hat einen alten heidnischen Ursprung, sie stammt aus der antiken Welt. Ein wichtiger Beweggrund war dabei die Angst vor den Verstorbenen.
Der formelle Übergang fand erst im 13. Jahrhundert mit der Eroberung der Ordensritter statt.4

Bevor wir das Baltikum verlassen, werfen wir noch einen kurzen Blick auf Litauen:
Ausschließlich von christlichen Nachbarn umgeben, hatte sich Litauen im 13. und 14. Jahrhundert noch immer das Heidentum bewahrt. Auch Litauen war der Missionierung von zwei Seiten ausgesetzt. Im Westen wollte der Deutsche Orden Litauen durch Unterwerfung zum Christentum bekehren. Da er aber ca. ein Jahrhundert gegen die Heiden Preußens und Livlands kämpfte, hatten die Litauer genügend Zeit für die Gründung eines eigenen Staates. Aus politischen Gründen ließ sich der erste litauische Großfürst taufen, trat aber unter veränderten politischen Bedingungen neun Jahre später von der Taufe zurück.
Überhaupt scheinen rein politische Erwägungen der Grund zu sein, den Übertritt zum Christentum zu erwägen. Man brauchte Verbündete, um sich dem Deutschen Orden erwehren zu können, dem mehr an der Eroberung als an der Missionierung lag.
Auch von Osten her gab es Versuche der Missionierung durch die orthodoxe Kirche, diese erfolgte allerdings gewaltfrei. Von Vorteil war dabei, dass viele Untertanen der litauischen Fürsten orthodoxe Russen waren. Über einen bestimmten Zeitraum war der orthodoxe Glaube recht einflussreich, wurde aber nicht Staatsreligion. Ein Versuch der orthodoxen Taufe Litauens in den 70iger und 80iger Jahren des 13. Jahrhunderts scheiterte, weil eine zu große Nähe zu Moskau den eigenen Expansionsbestrebungen nach Osten hinderlich waren, auch war Moskau ein zu schwacher Partner im Kampf gegen den Deutschen Orden. Der Erhalt der polnischen Krone 1385 beendete das Schwanken. Litauen trat 1387 offiziell zum Christentum über und öffnete sich gleichzeitig der westlichen Kultur. Die litauische Bevölkerung stand den neuen Glaubensformen eher gleichgültig gegenüber, die heidnische Weltanschauung störte es nicht, weitere Götter zu haben.5

2.4 Die Slawen
Die südlichen Küstengebiete der Ostsee wurden von Slawen bewohnt, das Siedlungsgebiet erstreckte sich bis Lübeck. Hier, im westlichen Küstenabschnitt, lebten die Obodriten, östlich von ihnen die Liutizen, östlich der Oder lebten die Pormoranen und deren Nachbarn waren wiederum die Pruzzen.
Während Mittel- und Nordeuropa schon lange Zeit christianisiert waren, konnte sich das Heidentum noch lange Zeit im südlichen Ostseeraum behaupten. Bis ins 12. Jahrhundert hinein dominierten hier die heidnischen Kulte, während ursprünglich Heilige Haine und Gewässer verehrt wurden, bildete sich nun ein Priestertum und Kultstätten mit zum Teil überregionaler Bedeutung heraus.
Auch von den Slawen ist ein polytheistisches System mit einer Vielzahl von Gottheiten, Naturgeistern und Naturkulten überliefert. Aufzeichnungen darüber finden sich in den Chroniken von Thietmar von Merseburg, Helmold von Bosau und - z.B. über die slawische Tempelburg Arkona – bei Saxo Grammaticus.
Neben den Hauptgöttern wurden viele regionale und lokale Gottheiten verehrt. Auch bei den Slawen gibt es Verbindungen zur indogermanischen Mythologie, wie z.B. den Kult des Donnergottes, es lassen sich auch zahlreiche Parallelen zur Mythologie der Balten und Germanen finden, wie die Totenverbrennung und die Orakelkulte.
Auch das Pferd spielte in der finnischen, baltischen, slawischen und germanischen Kultur eine große Rolle. Mit Pferden wurden unter anderem Gottesurteile gefällt, man zog das Pferd zu Schicksalsentscheidungen heran. Das heilige Ross von Rhetra wurde nach der Zerstörung nach Sachsen gebracht. Mit dem Orakelkult auf Arkona war ein weißes Ross verbunden und es gibt Hinweise auf das Vorhandensein von Gestüten.

In Pommern konnte der Bamberger Bischof Otto nach den gescheiterten Missionsversuchen der Herzöge von Polen auf seinen Missionsreisen 1124 und 1128 wenigstens die Führungsschicht christianisieren.
Unter der Führung der sächsischen Fürsten Albrecht dem Bären und Heinrich dem Löwen wurde 1147 ein Kreuzzug gegen die Wenden geführt. Er brachte nicht die von kirchlicher Seite gewünschten Ergebnisse, die Wenden wurden zwar getauft, nahmen dies aber nicht ernst. Die beiden Fürsten konnten aber ihren Machtanspruch behaupten und in der Folge ausbauen, die schwächere slawische Herrschaftsstruktur war unterlegen und löste sich im ehemaligen Liutizengebiet auf. Die heidnischen Heiligtümer wurden zerstört und christliche Missionsstützpunkte wurden gegründet.
Aufgrund des Bevölkerungswachstums im Westen Europas kam es zu umfangreichen Wanderungsbewegungen, so auch zur deutschen Ostsiedlung. Diese Wanderungsbewegungen waren ideologiefrei, man wollte ungenutzten Boden nutzen.
Dennoch dürften die alteingesessenen Slawen durch die einwandernden, bereits christianisierten Deutschen in verstärkten Kontakt mit dem Christentum gekommen sein.
Während mit der Christianisierung die alten Götterkulte bald verschwanden, hielt sich der Glaube  an Naturgeister und Dämonen bis in die Neuzeit. Die Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer wurden personifiziert und als Elementargeister wie Erd- und Wassergeister verehrt. Man verehrte Vegetationsdämonen, die z.B. das Getreide auf dem Feld bewachten und Zeitgeister wie die Mittagsfrau, die bestimmte Zeitabschnitte schützte. Auch die weiblichen Schicksalsdämonen, welche wir auch aus der germanischen Mythologie kennen und die das Los der Neugeborenen vorhersagen, waren bekannt.

3. Der Hexenglaube
Bereits in der Antike wurden heidnische Kulte mit Dämonenverehrung gleichgesetzt, lange vor der Bekämpfung der Hexerei. Aber diese baute auf diesen Grundlagen auf.
Charakteristisch für die Hexerei war der Kontakt zwischen Mensch und Dämonen. Der Dämon ermöglichte der Hexe bzw. er zwang sie dazu, Schadenszauber auszuüben. Sie besaß keine eigene magische Macht. 
Gott erlaubte das Dämonenwerk, um den Glauben der Menschen zu prüfen und benutzte sie, um Menschen zu strafen. Aber er erlaubte den Dämonen nicht, den freien Willen der Menschen außer Kraft zu setzen und sie durften nicht gegen Naturgesetze verstoßen. Es war ihnen aber möglich, die Sinne der Menschen zu täuschen.
Das Ziel der Dämonen bestand in der Entfremdung der Menschen von Gott und ihrer Hinwendung bzw. Anbetung von Teufel oder Dämon.
Die Schuld der Hexen bestand also darin, einen Pakt mit Teufel oder Dämon geschlossen und sich auf diese Weise von Gott abgewandt zu haben.
Der Versuch, seine Ziele mit nicht natürlichen Mitteln zu erreichen – und dazu gehörte jegliche Form von Magie - wurde nun prinzipiell gleichgesetzt mit der Bitte um Hilfe an den Teufel. Damit wurde automatisch ein Pakt mit ihm unterstellt. Magie schloss also stets den Abfall vom Glauben und Ketzerei mit ein.
Es wurde nicht mehr unterschieden zwischen Schadenszauber und anderen Formen von Magie, alles, was nicht mit rechten Dingen zuging, war verwerflich.
Dies betraf weite Bereiche der Volksfrömmigkeit.
Alle Geisterwesen wurden als Dämonen gedeutet.
Die bekannteste und einflussreichste dämonologische Schrift war der „Hexenhammer“, Hexerei wurde nun zum schwersten denkbaren Delikt. Sie verstieß sowohl gegen die geistliche wie auch gegen die weltliche Ordnung, woraus auch die Pflicht für weltliche Gerichte folgte, gegen Hexen vorzugehen.
Auf die Frage, warum sich die Hexenverfolgungen zu solchen Massenphänomenen auswachsen konnten, gibt es keine allein gültige Ursache. Das Phänomen ist sehr komplex und die Intensität der Verfolgungen war außerdem räumlich und zeitlich sehr unterschiedlich.
In Bezug auf Todesurteile am schwersten betroffen war das deutschsprachige Mitteleuropa mit ca. 25000 Hinrichtungen, davon ca. 3200 in Norddeutschland. Auch für den Nachbarstaat Dänemark lassen sich noch ca. 1000 Fälle nachweisen. Ganz anders sieht es schon in Norwegen und Schweden mit jeweils ca. 300 Hinrichtungen aus und für Lettland und Finnland sind nur ca. 200 Fälle bekannt, für Estland sogar weniger als 100.

3.1 Die Hexenverfolgung
Josef Dillinger räumt mit einigen Vorurteilen auf.
Die bekannten Vorwürfe an das Patriarchat oder die katholische Kirche als die treibenden Kräfte der Hexenverfolgungen lassen sich in ihrer Ausschließlichkeit nicht halten.
Es herrschte einerseits durch die Pest eine Atmosphäre der Angst und Pestverbreiter und Hexe wurden immer wieder miteinander identifiziert.
Außerdem häuften sich im Zusammenhang mit Klimaverschlechterungen Agrarkrisen, durch die Ernteausfälle wurden akute soziale Notsituationen ausgelöst. Den Hexen wurde konkret vorgeworfen, durch die magische Beeinflussung des Wetters Missernten hervorzurufen.
Es lässt sich nachweisen, dass besonders in Gegenden, die klimaempfindliche Kulturen wie Wein anbauten, die Zahl der Verfolgungen stark anstieg, während die Gegenden mit robusteren Kulturen eher verschont blieben.
Allerdings bestand kein Automatismus darin, dass Pest oder Agrarkrise zu verstärkter Verfolgung führte, aber es konnte förderlich sein.
Johannes Dillinger weist auch darauf hin, dass die Inquisition einen weitaus geringeren Anteil an den Verfolgungen hatte, als häufig behauptet wird. Die meisten Hexenprozesse fanden vor weltlichen Gerichten statt.
Die Verfahren konnten sowohl „von oben“ als auch „von unten“, von den Bürgern initiiert sein. Die städtischen Zentren blieben von Hexenverfolgungen weitgehend frei, da es im Volksglauben nur wenige städtische Formen von Magie gab.
Auch komplex strukturierte Justizsysteme oder eine große Distanz durch auswärtige Gutachter führten zu weniger Verfolgungen.
Johannes Dillinger merkt hier an, dass die Vielzahl der Territorialstaaten in dieser Zeit eine Ursache dafür sein könnte, dass in Deutschland weitaus mehr Prozesse geführt wurden als in anderen Ländern. Es gab entsprechend viele Gerichte, die auf Grund der mangelnden Zentralgewalt kaum kontrolliert wurden.
Häufig gerieten die Hinterbliebenen von bereits verurteilten Hexen in Verdacht, auch Personen aus gesellschaftlichen Randlagen, wie Arme, Fremde und Kriminelle waren eher von der Verfolgung betroffen, ebenso wie soziale Aufsteiger. Weitaus häufiger eskalierten vorhergegangene Alltagskonflikte im Hexereiverdacht. Zahlreiche Spannungsfelder und Reibungszonen des Zusammenlebens boten Ansatzpunkte, man traute Menschen, die man als deutlich negativ in sozialen Beziehungen erlebte oder die sozial unerwünschtes Verhalten zeigten, schnell zu, den Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben.

3.1.1 Die Hexenverfolgung in Mecklenburg
Eines der Zentren der Hexenverfolgungen war das Herzogtum Mecklenburg.
Katrin Moeller hat diese Verfolgungen untersucht:
Auch hier lag die Ursache in der starken rechtlichen Zergliederung des Landes, gekoppelt mit den weit reichenden Rechten des Adels. Dieser war Grund-, Leib-, Gerichts- und eventuell noch Patronatsherr in Personalunion.
Die frühesten Prozesse Ende des 15. Jahrhunderts konzentrierten sich noch allein auf das Delikt des Schadenszaubers. Erst mit dem Eindringen des kumulativen Hexereikonzepts nahmen die Verfolgungen gegen Ende des 16. Jahrhunderts zu und erreichten im Jahre 1604, in welchem die Pest in Mecklenburg grassierte, einen Höhepunkt. Für die Zeit des 30-jährigen Krieges sind kaum Prozesse bekannt, nach seiner Beendigung stiegen die Zahlen jedoch sprunghaft an. Ein entscheidender Unterstützer war dabei Herzog Gustav Adolf 
(Mecklenburg- Güstrow 1636 – 1695), welcher sich die Ausrottung von Hexerei, Magie und Aberglauben und den (Wieder-) Aufbau des Kirchenwesens und die Konfessionalisierung breiter Bevölkerungsteile zum Ziel gesetzt hatte.


4. Schlussbemerkung
Viele Einzelheiten konnten aus Platzmangel gar keinen Eingang in diese Hausarbeit finden, die Samen und Russen sind hier z.B. noch gar nicht behandelt.
Auch wäre es interessant, einzelne Elemente des Volksglaubens miteinander zu vergleichen, wie z.B. den ganzen Vorstellungskreis um die „Wilde Jagd“.
Nicht nachweisen konnte ich, ob die Hexenverfolgungen einen bedeutenden Anteil an der Ausrottung des heidnischen Glaubens hatten.
Interessant ist vielleicht folgender Gedanke:
Da eine Ursache für die Anschuldigungen und Verfolgung von Hexen auch Existenzangst gewesen ist, könnte auch die  rechtliche Stellung der Bauern eine Rolle gespielt haben. Ob sie Leibeigene wie in Deutschland oder mehrheitlich freie Bauern wie in Skandinavien waren, hatte schließlich  auch ökonomische Auswirkungen. Vielleicht ist das auch eine Ursache dafür, warum die Anzahl der Todesurteile sich so deutlich unterscheidet.
 
Abschließend lässt sich Folgendes sagen:
Der Volksglauben ist kein starres Gebilde. Er entwickelt sich, schafft lokale Ausprägungen, und beeinflusst sich gegenseitig und kann Elemente anderer Glaubensformen integrieren. Zwischen den vorchristlichen Mythen der indoeuropäischen Volksgruppen wie den Balten, Germanen und Slawen gibt es viele Parallelen und Beziehungen. Ihnen allen gemeinsam ist der Polytheismus mit vielen mythischen Wesen verschiedenen Ranges, wie z.B. Göttern, Geistern, Zwergen und Riesen. Gemeinsam ist ihnen auch die große Wichtigkeit der Verstorbenen.
Die Christianisierung des Nordens begann im 8. und 9. Jahrhundert und es dauerte lange, bis sich die Skandinavier, Balten, Finnen und Slawen endgültig zum Christentum bekannten. Auch wenn sich einzelne Stammesfürsten taufen ließen, konnte es gut sein, dass ihre Nachfolger sich wieder dem alten Glauben zuwandten. Erfolg hatte die christliche Kirche erst, als sie begann, die alten Götter und Heiligtümer in ihr Glaubenssystem einzubauen. Die alten Gottheiten wurden mit den Heiligen verschmolzen, heidnische Kultplätze wurden mit Gotteshäusern überbaut und die heidnischen Feste wurden umgewidmet. 
Da die heidnischen Systeme nicht fest abgegrenzt, sondern fremden Einflüssen gegenüber offen waren, übernahmen sie Neues, sofern es nicht offensichtlich dem bestehenden System widersprach. Es bestanden anfangs keine großen Widersprüche zwischen heidnischen und christlichen Vorstellungen. Auch die Balten kannten beispielsweise die Bezeichnung „Gott“ und die Vorstellung von einem Gottessohn war für sie kein Widerspruch, da auch sie Gottessöhne und Gottestöchter anbeteten.
Es musste also keineswegs immer Gewalt angewandt werden, um die Heiden zu missionieren. Es gab ebenso freiwillige Übertritte zum Christentum oder den Glaubenswechsel aus politischen Motiven heraus. Die Glaubensformen konnten über Jahrhunderte nebeneinander existieren, wobei die Unterschiede zwischen Stadt und Land dabei besonders stark waren.
Im Gegensatz zum Glauben an die heidnischen Gottheiten scheint der Glaube an die niedere Mythologie wesentlich länger überdauert zu haben, manches, wie der Glaube an Haus- und Hofgeister, ist bis heute nicht ausgestorben.
Viele Elemente des Volksglaubens werden heutzutage von der Buch- und Filmindustrie erfolgreich aufgegriffen.












Quellenangaben:

Hexen und Magie
Eine historische Einführung
Johannes Dillinger
Campus Verlag Frankfurt/New York 2007

Rom und Byzanz im Norden
Mission und Glaubenswechsel im Ostseeraum während des 8.-14. Jahrhunderts, Band II
Michael Müller-Wille (Hrsg.)
Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz,
Franz Steiner Verlag Stuttgart
http://books.google.com

Deutsche Geschichte im Osten Europas – Pommern
Werner Buchholz (Hrsg.)
Siedler Verlag, Berlin, 1999

Theologische Realenzyklopädie
Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Krause, …,
Band 11, Familie – Futurologie,
Verlag Walter de Gruyter 1983
http://books.google.com 

Die Wunder des Nordens
Olaus Magnus
Erschlossen von Elena Balzamo & Reinhard Kaiser
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 2006

Spuren in die Vergangenheit
Eine Rekonstruktion des Alltags von der Steinzeit bis zum Mittelalter
Helga Wingert
Umschau-Buchverlag Breidenstein GmbH, Frankfurt am Main, 1994

Götter und Kulte der Germanen
Rudolf Simek
Verlag C. H. Beck oHG, München, 2004
Moeller, Katrin: Mecklenburg - Hexenverfolgungen. Aus: Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, hrsg. v. Gudrun Gersmann, Katrin Moeller u. Jürgen-Michael Schmidt, in: historicum.net, URL: http://www.historicum.net/no_cache/persistent/artikel/1624/ (11.03.08)
http://oldwww.sa.dk/forskning_og_udvikling/forskning/aarsberet/2000/2000.htm  (11.03.08)

(Finnland in Vorgeschichte und Mittelalter in „Karfunkel – Zeitschrift für erlebbare Geschichte“ August / September 2006)

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